Darf ich Vollgas?
Autofahren für Blinde und Sehbehinderte - ja seid ihr denn total verrückt?
Das war die Reaktion, die wir in den letzten Tagen oft hörten. Ein bisschen stimmt das ja auch, denn im realen Straßenverkehr ist das sicherlich nicht möglich - und doch gehört es zum erwachsen werden dazu. Viele Freunde oder Geschwister der sehgeschädigten Jugendlichen besuchen derzeit die Fahrschule, und bei Gleichaltrigen ist oft nichts anderes mehr Thema. So wird man schnell zum Außenseiter, weil man eben nicht mitreden kann. Der Wunsch vieler Jugendlicher ist, einmal selbst ein Auto fahren zu dürfen, um zu wissen, wie sich das eigentlich anfühlt und was man dabei alles machen muss. Lenken, schalten, Gas geben, sich konzentrieren – einfach einmal selber ein Auto steuern, wohl wissend selbst nie einen Führerschein machen zu können.
links: Frauenpower, rechts: Timo am Steuer (Klicken Sie auf ein Bild um es zu Vergrößern)
Und genau das durften 14 Jugendliche unserer Einrichtung auf dem alten Militärflughafen in Bitburg unter Anleitung der Fahrschule Daniel Reinemann und seinem Team ausprobieren. Kaum angekommen, ging es auch direkt los. Armin, Corinna und Niklas konnten als erstes in die Fahrschulautos einsteigen, und obwohl alle drei Jugendlichen vollblind sind, starteten schon nach kurzer Einweisung die Motoren, und die Fahrschulautos fuhren langsam los. Corinna beschreibt es folgendermaßen: „Daniel, der Fahrlehrer, war der Ersatz für meine Augen, er hat immer gesagt, wohin ich lenken muss.“
Armin fährt ne Runde Auto (Klicken Sie auf das Bild um es zu Vergrößern)
Unermüdlich drehten die Fahrschulautos ihre Runden, und alle Fahrlehrer erklärten geduldig ein ums andere Mal aufs Neue die Funktion von Pedalen und Hebeln, solange bis sich bei allen 14 Schülern schon fast ein bisschen Routine einstellte. Am Ende des Nachmittags hatte jeder der Schüler mehrere Runden fahren dürfen und selbst erfahren, dass das harmonische Zusammenspiel von Gas, Kupplung und Bremse doch gar nicht so einfach ist, wie es von außen scheint.
Darf ich Vollgas (Klicken Sie auf das Bild um es zu Vergrößern)
Corinna erzählte im Nachhinein, das Autofahren habe ihr richtig gut gefallen und absoluten Spaß gemacht, aber das Highlight daneben sei der Mercedes gewesen.
Es gab nämlich auch die Möglichkeit, einmal Beifahrer bei richtig tollen und imposanten Fahrzeugen zu sein.
Traumauto (Klicken Sie auf das Bild um es zu Vergrößern)
Porsche, Mercedes AMG, Ferrari und ein Motorrad mit Beiwagen luden zum Mitfahren ein. Es wurden rasante Runden gedreht, die jedem Beifahrer ein strahlendes Lachen aufs Gesicht zauberten.
Hanna genießt die Fahrt im Beiwagen
Bilder: Coole Jungs im coolen Auto / So ein röhrender Motor ist schon was tolles (Klicken Sie auf ein Bild um es zu Vergrößern)
Bei so einem Auto ist es fast schon Pflicht den Arm raushängen zu lassen
Ferrari (Klicken Sie auf das Bild um es zu Vergrößern)
Wir glauben, wir sprechen für alle, dass dies ein wunderschöner Tag war, an dem jeder Einzelne von uns richtig viel Spaß hatte und von dem wir noch lange sprechen werden!
Vielen Dank an die Fahrschule Reinemann und alle Helfer, die das ermöglicht haben!
lauter glückliche Gesichter (Klicken Sie auf das Bild um es zu Vergrößern)
Corinna Glaser, Sonja Etteldorf, Haus vier oben