Pädagogische Grundsätze

„Bisher war es wichtig, dass jeder, der anders ist, die gleichen Rechte hat. In Zukunft wird es wichtig sein, dass jeder das gleiche Recht hat, anders zu sein.“

Wilhelm De Klerk

Unter Integration in Kindertageseinrichtungen wird grundsätzlich das Zusammenleben unterschiedlichster Kinder verstanden, d. h. ohne Ansehen von Geschlecht und Nationalität und ohne Ansehen irgendwelcher stigmatisierender Leistungsprinzipien oder anderer aus den Normen fallender Schwierigkeiten und Fähigkeiten. Dadurch werden die Kinder in ihrer Persönlichkeit akzeptiert und gefördert. Sie können in einer Atmosphäre der Offenheit und im gemeinsam gestalteten Alltag individuelle Erfahrungen sammeln, sich entwickeln und aneinander wachsen. (vgl. „Leitfaden“, erarbeitet vom Arbeitskreis Integrative Kindertagesein-richtungen LAG Gemeinsames Leben)collage selbstständigkeitSelbstständig lernen was Spaß macht

In unserer Kindertagesstätte werden behinderte und nichtbehinderte Kinder gemeinsam betreut. Durch die gemeinsame Betreuung und Förderung erfahren behinderte Kinder, dass es selbstverständlich ist, Hilfe anzunehmen oder abzulehnen und dass sie ein Recht auf Unterstützung haben. Sie erleben, dass sie in der Lage sind etwas zu geben und zu leisten, da ihnen die pädagogische Konzeption der Kindertagesstätte die Chance bietet, einen normalen Tagesablauf zu erfahren. Nichtbehinderte Kinder können lernen, wie selbstverständlich es sein kann, Hilfe anzubieten und zu geben, dass es aber auch gelegentlich wichtig sein kann, Hilfe zu unterlassen, damit die Entwicklung zur Selbständigkeit des Gegenübers nicht gehemmt wird.

Integration von behinderten und nichtbehinderten Kindern in der Kindertagesstätte wird erlebbar und erfahrbar durch ein freiwilliges, aber auch geplantes Miteinander in Spiel, Freibeschäftigung, Rollenspiel und Gesprächskreisen. Es ist eine Form des sozialen Lernens. Die Kinder erfahren im Umgang miteinander, dass es unterschiedliche Lebensumstände und -Situationen gibt, in denen der eine besser zurechtkommt als der andere, und dass Menschen auf gegenseitige Unterstützung und Hilfe angewiesen sind. Es ist ein Lernprozess für alle Kinder, der beinhaltet, dass sie lernen, die verschiedenen Bedürfnisse, Stärken und Schwächen zu sehen und damit einfühlsam umzugehen ohne die eigenen Interessen und Bedürfnisse zu unterdrücken.

Die Verschiedenheit der Kinder und ihrer Fähigkeiten ist eine Bereicherung des Lern- und Erfahrungsspektrums, die allen Kindern zugute kommt.

Lernen geschieht auch durch Nachahmung, sowohl anderer Kinder als auch der Erwachsenen. Deshalb übernehmen die Erzieher/innen u. a. die Rolle des Modells und Vermittlers.

Würdevolle Achtung und sensibler Respekt gegenüber allen Menschen und deren Lebensgeschichte wird von allen Erziehenden erwartet. Wirkliches Miteinander setzt gegenseitige Rücksichtnahme voraus, wobei die Bedürfnisse aller Kinder gleich ernst genommen werden müssen.

 

Neben pädagogischem Fachwissen sind vor allem menschliche Kompetenz und das Bewußtsein für eigene Stärken und Schwächen wichtig.

Die Mitarbeit in unserer integrativen Kindertagesstätte erfordert Persönlichkeiten, die bereit sind, Veränderungen ihres eigenen Selbstverständnisses aufgrund neuer Erfahrungen zu begrüßen. Die gemeinsame Arbeit mit behinderten und nichtbehinderten Kindern und deren Eltern eröffnet neue und vielfältige Erfahrungsebenen, die weit über das persönliche Schicksal der zu Betreuenden hinausgehen.

Durch die gemeinsame Erziehung von behinderten und nichtbehinderten Kindern soll das wechselseitige Verständnis für die besondere Lebensform des Einzelnen zugrundegelegt und entwickelt werden.

Das behinderte Kind soll sich und seine Behinderung ebenso annehmen lernen wie die Selbstverständlichkeit, dass es Hilfe benötigt. Jedes Kind hat seine eigene Persönlichkeit und eine Recht darauf anders zu sein mit allen Stärken und Schwächen. Die Kinder sollen in unserer Kindertagesstätte die Chance bekommen wertvolle Erfahrungen zu sammeln, die sich positiv auf die gesamte Persönlichkeit und ihr Sozialverhalten auswirken.was ist hier losAuf einander aufpassen

Durch das gemeinsame Spielen und Arbeiten soll die soziale Förderung eine besondere und gezielte Ausformung erhalten. Die Kinder sollen lernen Hilfe anzubieten und anzunehmen, aber auch Hilfe zu unterlassen. Ziele wie mehr Toleranz, Hilfsbereitschaft, Selbständigkeit, Empathie, Geduld und Verständnis für die Andersartigkeit werden angestrebt. Eine besondere Bedeutung kommt hier der angemessenen Konfliktlösung zu. Die Kinder sollen lernen, in Konfliktsitua-tionen selbständig zu handeln.

Behinderte und nichtbehinderte Kinder sollen in gleicher Weise eine individuelle Förderung erhalten. Diese Zielvorstellung steht in engem Zusammenhang mit den Anforderungen an ein besonders qualifiziertes Kindertagesstättenpersonal, ausgewählte Spiel- und Beschäftigungsmaterialien und die Ausgestaltung der Kindertagesstättenräume.

Der Gedanke der Integration in der Kindertagesstätte und eine Annäherung an alle die genannten Zielvorstellungen braucht die Unterstützung der Eltern. Voraussetzungen dafür sind häufige Begegnungen und eine intensive Elternarbeit.